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Queen

Für die Band Queen und Sänger Freddie Mercury war die Isarmetropole phasenweise so etwas wie eine zweite Heimat.

Queen live

Queen + München = Made in Heaven

ür Queen wird die Isarmetropole von 1979 bis 1985 zur zweiten Heimat. Es entstehen mehrheitlich in den Münchner Musicland Studios und jeweils von Reinhold Mack aufgenommen und koproduziert die Alben The Game (1980), Flash Gordon (1980), Hot Space (1982), The Works (1984) und A Kind Of Magic (1986). Darauf befinden sich Hits wie „Crazy Little Thing Called Love“, „Another One Bites The Dust“, „Save Me“, „Body Language“, „Radio Gaga“, „It’s A Hard Life“, „I Want To Break Free“, „Hammer To Fall“, „One Vision“ oder „Who Wants To Live Forever“. Zudem entstehen in München Freddie Mercurys Solosingle „Love Kills“ (1984) und sein Soloalbum Mr. Bad Guy (1985).
Queen entwickeln sich in München zu einer der erfolgreichsten Rockbands der Welt. Es sind die Jahre im Millionendorf, die diesen beispiellosen Aufstieg ermöglichen. Queen brechen in dieser Zeit mehrere Rekorde in der Musikwelt, was Charts und Live-Shows, aber auch was die eigene Bandhistorie betrifft. Erstmals bayerische Luft schnuppern Queen bereits am 2. Dezember 1974. Es ist ihr allererstes Konzert in Deutschland. Es findet im Theater an der Brienner Straße statt.
Es gibt keine Film- und Tonaufnahmen vom ersten Queen-Konzert in München. Die Setlist jedoch ist bekannt und Song für Song identisch mit der Abfolge beim Konzert im Rainbow Theatre in London, das nur knapp zwei Wochen davor, am 20. November stattfindet: Dieses und das Konzert am Vortag im Rainbow sind ausführlich als CD, DVD, Blue-Ray oder als vierfach Vinyl unter dem Titel „Queen – Live At The Rainbow 74″ dokumentiert. Der erste Queen Gig in München lässt sich also gut nachvollziehen. Zudem war MCoM-Chef Herbi Hauke livehaftig anwesend.
Keine fünf Jahre später geht es richtig los mit Queen in München: Im Mai 1979 liegt Freddie in der Badewanne der Präsidentensuite des Hilton Hotel am Tucherpark. Da fällt ihm der Song „Crazy Little Thing Called Love“ ein. Er betritt kurz darauf erstmals die Musicland Studios, wo das Queen Equipment nach einer Japan-Tour zwischengelagert wird. Produzent Reinhold Mack hat die Instrumente schon mal für Aufnahmen vorbereitet. Doch Freddie geht zunächst mit Mack in den Englischen Garten spazieren und Bier trinken am Chinesischen Turm. Die Chemie stimmt. Sie kehren zurück ins Studio und nehmen ihren ersten gemeinsamen Song in Rekordzeit auf. „Crazy Little Thing Called Love“ wird für Queen die erste Nummer eins in den USA.
Queen sind begeistert von der Atmosphäre in der Stadt. Das Sugar Shack wird ihre Lieblingsdisco. Dort testen sie den Sound ihrer Songs. Sie stellen fest, dass ihr Bombast-Rock von früher auf dem Dancefloor nicht richtig rüberkommt. Inspiriert von Giorgio Moroder verwenden sie erstmals Synthesizer und Drum-Machine. Queen experimentieren mit neuen Sounds. Manchmal verärgert das die Fans, wie beim discolastigen Album „Hot Space“, aber Queen gewinnen sie sofort zurück mit den vielen Hits auf „The Works“. Brian May sagt: „Munich, our dangerous home from home … We did some of our best work there“.
Freddie Mercury ist von den vier Bandmitgliedern derjenige, der die stärkste emotionale Bindung zu München aufbaut. Er liebt das Glockenbachviertel mit den vielen Gay-Bars und –Discos, das New York, das Old Mrs. Henderson, der Ochsengarten, das Pimpernel, die Teddy Bar und viele andere. Hier ist er Mensch und muss sein Schwulsein nicht verbergen wie in London oder New York. „I’ve found a place, which is called Munich, where I can actually walk the streets“, sagt Freddie 1984. In München verfolgen ihn keine Paparazzi. Hier wird er akzeptiert als Mann ohne Allüren, der auch ein Rockstar ist. Er verzichtet bald auf Hotelsuiten im Hilton und im Arabellahaus, wohnt wochenlang bei seiner neuen Freundin Barbara Valentin in der Pestalozzistraße, nimmt sich ein Appartement im Stollberg Plaza und zieht dann mit seinem neuen Liebhaber Winnie Kirchberger in dessen Wohnung am Sebastiansplatz. Winnie ist der Wirt der Sebastiansstuben und Freddies Jahre mit ihm sind die glücklichsten, denn er ahnt noch nichts von seiner Aids-Erkrankung.
Am 13. Juli 1985 legen Queen ihren legendären Auftritt beim Live Aid Konzert in London hin. Schon Ende August 1985 sind Freddie, Brian und ihr Drummer Roger Taylor wieder in München, um mit Mack an einem Song aus Rogers Feder namens „A Kind Of Vision“ zu arbeiten. Bassist John Deacon ist noch im Urlaub, wird diesen aber abbrechen, um nach München zu kommen. Aus „A Kind Of Vision“ in statu nascendi werden im Verlauf der Proben in München zwei Songs: „One Vision“ und „A Kind Of Magic“, der spätere Titelsong des im Juni 1986 erscheinenden zwölften Studioalbums von Queen. Wie gut die Stimmung in den Musicland Studio nach sechs Jahren immer noch ist, dokumentieren Filmaufnahmen, die leicht im Netz zu finden sind. Dasselbe gilt für Freddies legendäre Geburtstagsfeier im Henderson im September 1985: Die Drag-Fete gilt als die dekadenteste Rock’n’Roll-Party aller Zeiten. Die Aufnahmen wurden zunächst von der BBC zensiert. Auch heute noch sind manche Szenen verpixelt. Doch der Film dient als Video für Freddies Solo-Single „Living On My Own“ und man ahnt, wie genussvoll die royalen Jahre an der Isar waren.
Die Stadt München gedenkt Freddie mit der neuen „Freddie Mercury Straße“ in Neuhausen. Ein Buch dokumentiert nun Jahr für Jahr, manchmal Tag für Tag die Ereignisse mit Queen in der Isarmetropole: Die vielen Konzerte, die Aufnahmen in den Musicland Studios, die Liebschaften und Freundschaften und die Faszination, die München auf Queen ausübt: „My God, they do know how to boogie“, sagte Freddie von den Münchnern. Und in den Linernotes des Albums „The Game“ heißt es: „Special thanks to the people of Munich.“