Fashion * Mode – der Blog über Mode und Musik in München
Klar, Munich ist Music. Aber Munich ist auch Mode.
Hinter jedem Star steckt ein Look, der oft mehr über seine Musik aussagt als jedes Interview, Musikvideo oder Fotoshooting. Auf diesem Blog wird es schrill, glamourös, stil(un)sicher, aber eben auch sehr persönlich. Wir schauen hinter die Kulissen – oder besser, in die Kleiderschränke – unserer Idole, um zu verstehen, wer sie wirklich sind, wofür ihre Bühnen-Outfits stehen, was sie privat tragen. In München, and all over the world.

MCoM-Autorin Lisa Nehrkorn, die Fashion Queen hinter diesem Blog
Space Age: Sternstunde des guten Geschmacks?
Lauscht man so manch richtig guter Musik, bekommt man das Gefühl, sie griffe nach den Sternen. Oder eben dem Ungreifbaren. Etwas Höherem. Kein Wunder, dass wir ihre Interpret:innen gerne als Stars bezeichnen.
Dieses Streben nach dem Äther prägte ab den 1950ern eine eigene Stilrichtung: Die Russen launchten Sputnik. Die Amerikaner flogen zum Mond. Das Space Age war geboren. Stars sangen nun über die Stars – oder ließen sich zumindest musikalisch von der Undefinierbarkeit des Jenseits und dem technologischen Fortschritt der Raumfahrt inspirieren. Dazu zählen die britischen Boys von Hawkwind, die mit ihrem ersten gleichnamigen Album von 1970 als Begründer der Bewegung gelten, oder Pink Floyd mit ihren abgespacten, ins Psychedelische entgleitenden Sounds.
Auch Prog-Rock-Interpret:innen außerhalb der Definition des Space Rock wie Supertramp oder The Alan Parsons Project hörten auf die Sterne. “Crime of the Century” (1974) beziehungsweise “Eye in the Sky” (1982) senden musikalische und visuelle Signale, die Stile und Generationen durchdringen. Einmal to the moon and back.
All diese Künstler:innen performten auf den Bühnen Münchens. So auch im Olympiapark. Hier waltete und schaltete zu Zeiten der Olympiade übrigens einer der wichtigsten Modeschöpfer des Space Age: André Courrèges. Er gehörte zur Riege an Designer:innen, die das Universum gemeinsam mit seinen Kollegen Paco Rabanne und Pierre Cardin zum Modestatement erklärten: Sie schickten filigrane Astronaut:innen-Helme auf den Runway (den, der nicht in den Himmel abhebt), fügten Plastik – heute beinahe unerhört – zum Stilvokabular hinzu und rüsteten Models in Unmengen Silber und Gold für die nächste Modemission.
Cardin besuchte 1969 sogar die NASA-Zentrale im texanischen Houston. 1972, drei Jahre später, wurde Courrèges dann mit der Anfertigung der Uniform für das Olympia-Personal in München betraut. Der Franzose entschied sich hier zwar für einen sportlichen, bunten Safari-Look. Er ließ aber kleine Anspielungen wie weiße Akzente im Kragen und den Knopfleisten sowie Nähten einfließen, die als Überbleibsel der ikonischen weißen Stiefel aus dem Space Age gedeutet werden könnten – das Sahnehäubchen vieler damaliger Outfits.
Wer ein solches Ensemble einmal live sehen will, sollte einen Besuch im Münchner Stadtmuseum einplanen. Dort widmet sich die Ausstellung „München 72. Mode, Menschen und Musik“ noch bis März 2023 den kulturellen Artefakten, die mit den Spielen in die bayrische Landeshauptstadt schwappten.
Heute führen neue Kreative die Idee des Space Age in der Mode (Luftfahrt-Fashion von Olivier Rousteing bei Balmain Herbst/Winter 2021/22) und Musik (Arctic Monkeys Album ‘Tranquility Base Hotel & Casino’, 2018, über ein Luxusresort für Rockstars auf dem Mond) weiter. Natürlich könnte die Bewegung als infantile Realitätsflucht abgetan werden. Aber dass sie bis heute fortlebt, weist auf eine gewisse Beständigkeit und Relevanz hin. Denn während die NASA jüngst ihre Artemis 1 zum Mond sandte und sich am Horizont langsam die Utopie einer Marsbesiedelung abzeichnet, ist eins gewiss: Space Age Teil zwei kommt bestimmt.