Das Konzert von Russkaja am 24. Februar 2023 im Backstage ist abgesagt. Der Grund dafür ist die Auflösung der Band aufgrund des brutalen russischen Kriegs gegen die Ukraine. Die Österreicher waren über viele Jahre dafür bekannt, dass sie ihren osteuropäischen Polka-Sound mit ironischen Symbolen aus der Sowjet-Zeit begleiten. Doch seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der vor exakt einem Jahr begann, haben sich die Vorzeichen geändert. Die Gruppe um Sänger Georgij Makazaria hat entschieden, dass es für sie unmöglich ist, „mit einem Image & Style weiterzumachen, die sich auf satirische Weise der Sowjet-Thematik und -Sprache bedienen.“
In der Tourplanung der Band war das Münchner Konzert zufällig just am denkwürdigen Datum 24. Februar geplant. Die Veranstalter vom Backstage und die Band hatten eigentlich vor, durch zusätzliche begleitende Aktionen rund um den Gig ein weiteres klares Statement und Hilfe für die Ukraine zu ermöglichen. Doch in diversen Social-Media-Kanälen gab es massive Angriffe und die wiederholte Behauptung, dass Russkaja das grausame Regime von Putin unterstützen oder gar den Krieg gegen die Ukraine fördern würde, weil sie ja russische Elemente in ihrer Musik benutzten.
Dabei hat sich die Band im vergangenen Jahr immer pro Ukraine positioniert. Seit dem Krieg stand jedes Konzert unter dem Motto „Hey Moscow – let’s stop this fucking war!“. Bereits am 24. Februar 2022 gab die Band ein Statement ab, in dem sie den Krieg deutlich kritisierte: „Unglücklicherweise hat die aktuelle russische Regierung Europas größte Errungenschaft gestohlen: die Freiheit.“
Auch das Backstage wurde über Social Media schon als pro-russisch und kriegshetzerisch bezeichnet, weil sie Russkaja eine Bühne geben wollten. Dazu gaben die Betreiber nicht nur mittels Plakataktion (siehe Foto) ein Statement ab: „Es ist nichts anderes als eine Frechheit und zugleich Verdrehung der Tatsachen, gerade auch das Backstage mal wieder (nun mit solchen) Vorwürfen zu diskreditieren, obwohl wir konkret in dieser Angelegenheit zum einen schon seit Beginn des Ukraine-Krieges weit überdurchschnittlich zahlreiche (Benefiz-)Veranstaltungen mit ukrainischen KünstlerInnen und spezielle Konzerte organisieren sowie zahlreiche ukrainische und Putin-kritische Projekte solidarisch auf unsere Kosten unterstützen. Zum anderen äußern wir uns sowohl in der Öffentlichkeit wie auf unserem Gelände unübersehbar explizit so eindeutig Putin-kritisch wie wohl kein anderes nicht-ukrainisches Kulturzentrum. Hierfür mussten und müssen wir viele Anfeindungen oder sogar Schlimmeres hinnehmen.“
Im zweiten Teil des Statements beklagt das Backstage-Team eine allgemeine Entwicklung, die man vielleicht als Auswüchse der Cancel Culture bezeichnen könnte: „Auch wenn das im Vergleich zum unsäglichen Leid der UkrainerInnen fast schon belanglos sein mag, ist es für uns dennoch sehr bitter, dass nun eine weitere in vielerlei Hinsicht wunderbare Band, welche eben sogar seit Jahrzehnten zu unserem regelmäßigen Programm gehört, wegbricht. Das ist sowohl allem voran ein weiterer erheblicher künstlerischer wie gesellschaftlicher Verlust für uns. Daneben trifft uns so etwas als bisher nicht-öffentlich geförderte Einrichtung natürlich leider auch wirtschaftlich, was wir eigentlich nicht kompensieren können. Insbesondere wo wir – entgegen teilweise anderslautender Behauptungen – aus unserem eigenen hohen gesellschaftlichem Anspruch zum einen oft auf lukrative Veranstaltungen und KünstlerInnen im Vorhinein verzichten oder zum anderen aufgrund des in letzter Zeit immer häufiger und stärker werdenden öffentlichen Drucks aus den unterschiedlichsten Hintergründen Veranstaltungen eingeschränkt oder gar abgesagt werden müssen. Wir hoffen dennoch sehr, dass der Krieg gegen die Ukraine so schnell wie möglich beendet wird, da jeder Tag nur mehr unerträgliches Leid verursacht. Stopp Putin! Fuck Putin! Ebenso hoffen wir aber auch, dass die Mitglieder von Russkaja irgendwann wieder gestärkt aus der Krise kommen und auf unsere Bühnen spielen werden.“