Mit einigen feinen Werken für Rock-Fans wie “Der Kaplan, der um Jimi Hendrix trauerte” von Franz Schiffer, “Rockmusikfilme” von Renatus Töpke und “Der Westcoast-Mythos” von Ingeborg Schober hat der Verlag Andreas Reiffer in der Rock-Gemeinde bereits auf sich aufmerksam gemacht.
Heute lege ich euch ein wunderbares Buch aus dem Verlag ans Herz, über einen einzigartigen Menschen, zu dem ich eine sehr persönliche Bindung hatte. Es ist der Godfather und kantige Grandseigneur der deutschen Konzertgeschichte: Fritz Rau. Ein manchmal schroffer, dickköpfiger Kauz, mit der Wucht eines Eisbrechers und einem Herz aus Gold. Das Buch “Rock’n’Rau” von Kathrin Brigl und Siegfried Schmidt-Joos erscheint im Oktober und setzt einem der ganz großen Pioniere der Live-Konzerte ein verdientes Denkmal.
Eine Zeitreise, die sehr spannend, bunt und aufschlussreich ist. Ein Blick zurück, im heutigen Zeitalter der Giga-Konzerte, auf denen viele Besucher die Künstler nur noch auf großen Leinwänden erkennen können. Zurück zu einer Zeit, in der der oft „hemdsärmelige“ Fritz in Deutschland den Weg für Konzerte erst ebnen musste.
Das Buch enthält Meilensteine der Musikgeschichte und ermöglicht einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen der deutschen Musiklandschaft, in der einst Konzerte anfangs noch als „Tanzveranstaltung ohne höheren Wert für die Kultur“ versteuert wurden. Im Rotlichtviertel von Hamburg tobten Anfang der Sechziger Jahre in verrauchten Clubs die ersten Beat-Bands. Langhaarige Wilde, die „Affenmusik“ machten, wie die Presse seinerzeit schrieb.
Aber erst der Veranstaltungspionier Fritz Rau verstand es, große Künstler für Tourneen zu gewinnen. Er verstand den neuen Zeitgeist und fand den Zugang zu allen Stars. Und öffnete neue Konzertsäle für ein breites Publikum. Mit viel Liebe und Musikkenntnis boten seine Künstler ein umfangreiches Spektrum aller populären Musikformen.
Meine persönliche Erinnerung an Fritz bleibt unvergessen: Wir hatten eine Lesung im Rockmuseum im Münchner Olympiaturm vereinbart. An diesem Tag tobte ein gewaltiger Schneesturm. Es wurde auf allen Medien davon abgeraten, draußen unterwegs zu sein. Fritz steckte bei Frankfurt auf der Autobahn fest, ich bat ihn per Mobiltelefon umzudrehen und auf die Weiterfahrt nach München zu verzichten. Er fragte nach, ob Karten verkauft worden wären. Ich sagte ihm, etwa 50 Leute haben für die Lesung gebucht. Darauf sagte er: Halte Sie bei Laune, lieber Herbi, ich komme auf alle Fälle: „The show must go on“
Es wurde ein unvergesslicher Abend, dieser 5. März 2006. Als ein damals bereits 76-jähriger Mann allen Widerständen zum Trotz für sein Publikum da sein wollte und es verstand, die Anwesenden zu begeistern. Respekt und Ehre dir, lieber Fritz, wir haben dir viel zu verdanken und ich bin stolz dein Freund geworden zu sein. Meine Tochter nennt dich heute noch liebevoll „Opa Rau“, du hast großen Eindruck hinterlassen.
Rock on in heaven!
Herbi Hauke