Buchautor Nicola Bardola, der uns bei Munich – City of Music tatkräftig unterstützt, war wieder mal überaus fleißig. Seine neue Bandbiografie „Applaus, Applaus – Sportfreunde Stiller“ steht bereits in den Startlöchern und wird 2023 herauskommen. Darin geht es um die Geschichte der Germeringer Sportis von ihren Anfängen bis heute. Wie es der Zufall so will, lebt Nicola Bardola in Germering, westlich von München. Kein Wunder also, dass sich der Literatur- und Musikkritiker nach seinen viel beachteten Biografien über Yoko Ono, John Lennon, Ringo Starr, Jack Kerouac und Freddie Mercury („Mercury in München – Seine besten Jahre“) nun die bekanntesten Bewohner seiner Heimatgemeinde vorgenommen hat.
Die Indie-Rockband Sportfreunde Stiller, Schöpfer der großen Fußball-Hymne „’54, ’74, ‚’90, 2006“, formiert sich bereits Anfang der 1990er Jahre in Germering bei München. 1996 erscheint die EP „Macht doch was ihr wollt – Ich geh’ jetzt!“, 1998 „Thonträger“. Damit beweisen die fußballbesessenen Punk-Popper auf Anhieb ihr musikalisches Können, gepaart mit zuversichtlichem Wortwitz. Sie sind dann viel unterwegs und erspielen sich eine Fangemeinde, die sie liebevoll „Sportis“ nennt. Mit jedem neuen Album wächst das Mitsingpotenzial ihrer Songs. Mit Liedern wie „Ein Kompliment“ (2002), „Ans Ende denken wir zuletzt“ (2003) oder „Ich, Roque“ (2004) begeistern die drei Musiker aus Bayern den gesamten deutschsprachigen Raum und werden Stammgäste in den Charts. Als im Mai 2006 der WM-Hit „’54, ’74, ‚’90, 2006“ erscheint, landen die Sportis auf Platz 1 in Deutschland. Die Fanmeilen der Republik grölen lauthals mit.
Nach Solo-Projekten nun wieder vereint
Peter Brugger (alias Balboa, Fan des FC Bayern, Sänger), Florian Weber (alias Flo, 1860-Fan, Schlagzeuger) und Rüdiger Linhof (alias Rüde, auch er Löwen-Fan, Bassist) sind bald 30 Jahre nach der Band-Gründung immer noch mit Poesie und Ironie „auf der guten Seite“: Die gleichnamige Veröffentlichung ist 2002 ihr Breakthrough-Album und erreicht Platz 6 der Charts. Alle nachfolgenden Alben erreichen Platz 1 oder 2. Nach 2016 ziehen sich die Sportis zurück. Ob sie jemals wieder gemeinsam auftreten werden, ist lange ungewiss. Das Trio dividiert sich auseinander und verfolgt Soloprojekte. Während des Lockdowns finden die Sportis aber wieder zueinander: Ihr achtes Studioalbum „Jeder nur ein X“ erscheint nach sechs Jahren Pause im November 2022.
Was steckt hinter der jahrzehntelangen Freundschaft der Sportis? Was ist das Geheimnis ihres nicht endenden Erfolgs? Die erste Bandbiografie geht diesen und vielen weiteren Fragen nach. Sie beschäftigt sich u. a. mit den Live-Konzerten – vom anonymen Gig im Provinz-Club bis zum Arena-Auftritt vor Tausenden Fans, die jede Zeile mitsingen – und mit den vielen Sportfreunde-Videos, die wesentlich zum Erfolg der Songs beitragen. Auch die Soloprojekte der drei werden vorgestellt, unter anderem Flos Arbeit als Schriftsteller und Hip-Hopper. Und auch mit Marc Liebscher setzt sich das Buch auseinander, der die Sportis in Germering entdeckt und bis heute ihr Manager ist. Die drei Musiker sehen ihn weniger als Promoter, denn als Bandmitglied. Das hochinformative Buch zeigt die Sportfreunde in ihrer ganzen schöpferischen Vielfalt auf dem Weg von den gut gelaunten Indie-Pop-Burschen hin zu den verantwortungsvollen und gesellschaftlich engagierten Musikern, die sie heute sind.