Diese Meldung kam für viele dann doch überraschend. Das als Fat Cat bekannte Zwischennutzungsprojekt des alten Gasteig in Haidhausen endet im Herbst 2026, damit Anfang 2027 die Generalsanierung des Gebäudes in Angriff genommen werden kann. Nach einer Aufsichtsratssitzung der Gasteig München GmbH steht nun fest, „dass die Zwischennutzung über die aktuell vertraglich vereinbarte Zeit von Ende Juni 2026 hinaus nochmal um weitere drei Monate verlängert wird. Das heißt bis Ende September 2026“, wie Stephanie Jenke, die Geschäftsführerin des Gasteigs, vor wenigen Tagen erklärte.
Die Mieterinnen und Mieter haben dann noch bis zum 31. Oktober Zeit, ihre Räume auszuräumen. Der Betrieb der Philharmonie wird schon Anfang Juli 2026 eingestellt. Das Aus ist für alle Beteiligten eine bittere Pille, insbesondere aber für die freischaffenden Künstlerinnen und Künstler, die ihre preisgünstigen Arbeitsräume verlieren. Die SK³ – Ständige Konferenz für Kunst und Kultur in Bayern e.V. – zeigte sich in einem Statement zutiefst besorgt über die Situation der Künstler*innen und Kulturschaffenden. „Die Lage ist für zahlreiche Betroffene dramatisch. Wer keine Räume hat, kann nicht arbeiten – so einfach und so bitter ist das“, erklärt Andrea Fink, Vorstandsmitglied der SK³.
Mangel an Kreativräumen in München
Dass die Schließung des Fat Cat eine so drastische Wirkung auf die Freie Szene der Landeshauptstadt entfaltet, liegt an dem extremen Mangel an günstigen Arbeits- und Kreativräumen in einer Stadt. Künstlerinnen und Künstlern werden in unsicheren und prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen hohe Lebenshaltungskosten abverlangt. Die Zwischennutzung im Gasteig hat seit ihrem Start so zwischen 100 und 200 Kreative unterstützen können. Das Projekt zeigte eindrucksvoll, wie temporäre Orte oder Leerstände kulturell gefüllt und ein vitaler Bestandteil von Kommunen werden können.
Die Stadtratsfraktion der Grünen/Rosa Liste hat bereits einen Antrag gestellt, der die Stadtverwaltung beauftragt, gemeinsam mit den Mieter*innen des Fat Cat nach neuen, bezahlbaren Räumen zu suchen. Im Gespräch sind bereits bald frei werdende Objekte wie das alte Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße oder der Studiobau des Bayerischen Rundfunks an der Arnulfstraße.
Auch das Team vom Harry Klein Club wünscht sich idealerweise ein dauerhaftes Haus für Jugendkultur, Clubformate, queer-feministische Kunst und urbane Musik. Im aktuellen Newsletter appelliert man an die Verantwortlichen: „Für eine Stadt wie München, die regelmäßig um ihre kulturellen Räume kämpft, wäre das ein wichtiges Signal: Subkultur ist kein Lückenfüller, sondern Teil der urbanen DNA. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Politik und Szene gemeinsam die Chance nutzen, etwas Neues entstehen zu lassen, bevor 2026 eine weitere Tür schließt.“

