Das Farsi-Wort “Seem“ bedeutet übersetzt Draht, aber auch Kabel und Saite. In verschiedenen Lebensbereichen ist es unverzichtbar: als Kabel in der Stadtlandschaft, als Saite in Instrumenten und als Draht in der Elektronik. Das Festival “Seem“ im Import Export feiert diese Vielseitigkeit in Form von experimenteller, instrumentaler und elektronisch erzeugter Musik.
Los geht’s mit der Ballgard Band aus Teheran. Ballgard ist der von der iranischen Führung verordnete Ersatzbegriff für das englische Wort Helicopter. Zugleich ist es auch der Name einer unabhängigen Underground-Funkrockband, die 2004 in Teheran entstand. Aufgrund ihrer regimekritischen Texte hatte die Band buchstäblich nie die Gelegenheit, auf den offiziellen Bühnen in Teheran im Rampenlicht zu stehen. So blieb nur der Untergrund, aus dem sie am 6. Januar in München mal wieder auftauchen.
Das Duo Stereotype (Foto) ist eine Electronic Rock/Synthwave-Band, die im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie inmitten der chaotischen Untergrund-Musikszene von Teheran entstanden ist. Das Projekt besteht aus Meshcut, der Gesang und Synthesizer übernimmt, und Xeen, verantwortlich für Streicher und Elektronik. Ihre musikalische Reise führte sie weg aus dem Iran nach Istanbul, wo sie derzeit ansässig sind und auf Live-Bühnen aktiv auftreten. Im Oktober 2023 machten die beiden schon eine kleine Europa-Tournee, nun kommen sie auch nach München.
Der dritte Act des Abends ist Golden Langur, eine neue Münchner Avantgarde-Jazzband von Gonçalo Mortágua (Tenorsaxophon), Sam Simons (Klavier und Keyboards) und Minori Shimayama (Schlagzeug). Die ungewöhnliche Besetzung des Trios ohne Bass eröffnet kreative Möglichkeiten für die Gruppe und definiert ihren originellen Sound. Die drei Musiker mit japanischen, portugiesischen und deutschen Wurzeln präsentieren eigene Kompositionen. Sie schöpfen dabei Inspiration aus einer Vielzahl von Stilen wie Modern Jazz, Latin, Klassik und freier Improvisation.