Sinem, Münchens dreiköpfige Anadolu-Pop-Sensation, feierte ihr Debütalbum im Januar im Werkraum der Kammerspiele. Das Songbook des Anadolu-Rock und -Pop ist so flexibel, wie es gute Songs nun mal sind: Sie erscheinen immer wieder in neuem Licht, in neuen Interpretationen. Auf ihrem, an diesem Abend erscheinenden, Debütalbum "Köşk" greifen Sinem zu Songs, die berühmt gemacht wurden von Sänger*innen wie Sezen Aksu, Selda Bağcan, Barış Manço, Cem Karaca oder Duman. Musikalisch treten sie die Tür zum Post-Punk ein. So hart, als wären diese Songs keine Songs, sondern Abrissbirnen. Und die können höchst musikalisch sein! Die ersten kleinen Konzerte dieser Münchner Band (Foto: Anton Kaun) bebten bis nach Berlin, wo das renommierte Label Fun in the Church sie umgehend in den Stammbaum aufnahm. Ob im Studio oder auf der Bühne: Sinem funktionieren so gut, als hätten sie eine Formel geknackt: Der ohnehin hoch veranlagte Schlagzeuger Tom Wu bedient nebenher Elektronik und mit Tagar steht ein Gitarrist auf der Bühne, der mit seinem Instrument immer mittendrin ist in der Musik – ohne dabei auch nur einen Ton zu viel zu spielen. Sängerin Sinem beschwört den Geist der She-Punks und bewegt sich mit echsenhafter Bestimmtheit über die Bühne, als wäre ihr Name Iggy (Türk)Pop. Musikalisch wie performativ ist das Ergebnis anstachelnd und intensiv.